Die Digitalisierung beschäftigt die Verlagswelt wie kaum eine andere Branche. Neben der immer noch nicht abschließend beantworteten Frage nach der Monetarisierung von Online-Journalismus machen mittlerweile Plattformen wie Facebooks Instant Articles oder Snapchats Discover Tab und Dienste wie Google News oder Apples News App den Zeitungsverlagen ihr digitales Geschäftsmodell streitig. Doch deren besonders in Deutschland heftiger Widerstand gegen die Vorstöße aus dem Silicon Valley (siehe die ewige Leistungsschutzrecht-Debatte) weicht mittlerweile an vielen Stellen einem neugierigen Experimentieren mit den neuen Publikationsformen. Stefan Plöchinger, Digital-Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, sieht neue, digitale Plattformen gar als größte Chance der Verlage, neue Absatzwege zu erschließen.
Grundlage für all diese Überlegungen ist ein Begriff, der es von seinen Ursprüngen im Agenturumfeld längst bis in die Digitalstrategie-Konferenzen der größten Medienhäuser geschafft hat: „Cross Media“, in diesem Fall genauer gesagt „Cross Media Publishing“.
Medienneutralität
Für Verlage ist es von höchstem wirtschaftlichen Interesse, ihre redaktionellen Inhalte, deren Erstellung in der Regel ein aufwändiger und teurer Prozess ist, möglichst vielen Lesern zur Verfügung zu stellen, um damit möglichst effizient viele Absatzkanäle parallel zu bedienen. Voraussetzung dafür ist eine Teilmenge des Cross Media Publishing, das so genannte Single Source Publishing. Wie der Name bereits vermuten lässt, bezeichnet es die Mehrfachverwertung von Daten aus einer einzelnen Quelle in unterschiedlichen Trägermedien. Dabei wird der zugrundeliegende Inhalt nur ein einziges Mal spezifiziert (Single Source …) und medienneutral vorgehalten, um später möglichst automatisiert für ein Zielmedium aufbereitet und veröffentlicht (… Publishing) zu werden.
Um Daten medienneutral vorhalten zu können, müssen sie jedoch in eine „Sprache“ übersetzt werden, die sich möglichst elegant in alle möglichen Publikationsformen übersetzen lässt. Verlage nutzen dazu in der Regel die Extensible Markup Language XML, deren Grundlagen hier behandelt werden.
Kontextunabhängigkeit
Die Speicherung von Inhalten in medienneutralen Formaten wie XML ist ein wichtiger Grundstein für Cross Media Publishing; um möglichst effektiv individuelle Publikationsangebote zu schaffen, muss aber auch das gesamte Content Management für einen crossmedialen Workflow angepasst sein. Inhalte müssen in wiederverwendbare Bausteine zerlegt werden, aus denen sich nach Bedarf passende Dokumente zusammenstellen lassen. Ein solcher Baustein ist ein in sich geschlossener, möglichst kontextunabhängiger Inhaltsblock. Diese Strukturierung macht Wiederverwendung erst möglich, vorausgesetzt die Baustein-Einteilung erfolgt einer vorgegebenen, klaren Systematik. Anschließend werden aus vielen Bausteinen individuelle Inhaltsgebilde ganz nach Bedarf zusammengestellt und produziert.
Fazit
Das Zusammenspiel dieser Ansätze macht es Verlagen nun möglich, flexibel auf neue Publikationsformen, Trägermedien oder Trends zu reagieren. So können mehrere Absatzkanäle bedient werden, während gleichzeitig Kosten und Erstellungszeiten reduziert, der Pflegeaufwand und Redundanzen minimiert sowie Konsistenz und Qualität gesteigert werden können.
tl;dr:
Cross Media Publishing bezeichnet die Mehrfachverwendung von Daten in verschiedenen Publikationsformen. Schlagwörter sind Medienneutralität und Kontextunabhängigkeit in der Datenhaltung, das passende Werkzeug dazu ist XML. Mehr zu XML findet ihr hier.